BGer I 812/2002 | |||
| |||
Bearbeitung, zuletzt am 16.03.2020, durch: DFR-Server (automatisch) | |||
BGer I 812/2002 vom 12.09.2003 | |
Eidgenössisches Versicherungsgericht
| |
Tribunale federale delle assicurazioni
| |
Tribunal federal d'assicuranzas
| |
Sozialversicherungsabteilung
| |
des Bundesgerichts
| |
Prozess
| |
{T 7}
| |
I 812/02
| |
Urteil vom 12. September 2003
| |
II. Kammer
| |
Besetzung
| |
Präsident Schön, Bundesrichter Ursprung und Frésard; Gerichtsschreiber Renggli
| |
Parteien
| |
S.________, 1958, Beschwerdeführerin, vertreten durch Rechtsanwalt lic. iur. Marcel Epper, Dorfstrasse 21, 8356 Ettenhausen,
| |
gegen
| |
IV-Stelle des Kantons Thurgau, St. Gallerstrasse 13, 8500 Frauenfeld, Beschwerdegegnerin
| |
Vorinstanz
| |
AHV/IV-Rekurskommission des Kantons Thurgau, Weinfelden
| |
(Entscheid vom 23. Oktober 2002)
| |
In Erwägung,
| |
dass S.________ gegen eine Verfügung der IV-Stelle des Kantons Thurgau vom 12. August 2002 am 12. September 2002 bei der AHV/IV-Rekurskommission des Kantons Thurgau Beschwerde erheben und gleichzeitig ein Gesuch um unentgeltliche Verbeiständung stellen liess,
| |
dass die AHV/IV-Rekurskommission dieses Gesuch mit Entscheid vom 23. Oktober 2002 abwies,
| |
dass die Rechtsmittelbelehrung dieses Entscheides eine Rechtsmittelfrist von 30 Tagen enthielt,
| |
dass die Beschwerdefrist gemäss Art. 106 Abs. 1 OG in Verbindung mit Art. 132 OG zehn Tage beträgt,
| |
dass die am 27. November 2002 erhobene Verwaltungsgerichtsbeschwerde daher grundsätzlich verspätet ist,
| |
dass der Beschwerdeführerin aus der unrichtigen Rechtsmittelbelehrung indessen keine Nachteile erwachsen dürfen (Art. 107 Abs. 3 OG) und selbst von einem Anwalt nicht verlangt werden kann, dass er neben dem Gesetzestext Literatur oder Rechtsprechung nachschlage (BGE 117 Ia 422 Erw. 2a),
| |
dass demzufolge auf die Verwaltungsgerichtsbeschwerde einzutreten ist,
| |
dass die Vorinstanz die Bedürftigkeit von S.________ nicht als gegeben erachtete, weil die Gegenüberstellung der massgeblichen Einnahmen und Ausgaben zu einem Überschuss von Fr. 235.- pro Monat führte,
| |
dass indessen dieser Berechnung Mietkosten von Fr. 1200.- anstelle der tatsächlich geschuldeten Fr. 1400.- zugrunde lagen,
| |
dass demzufolge die Bedürftigkeit gegeben ist,
| |
dass die übrigen Voraussetzungen für die Gewährung der unentgeltlichen Rechtspflege (Art. 152 in Verbindung mit Art. 135 OG) gegeben sind,
| |
dass in Verfahren, welche die Frage die Gewährung der unentgeltlichen Rechtspflege für das kantonale Gerichtsverfahren zum Gegenstand haben, keine Gerichtskosten erhoben werden (RKUV 2000 KV Nr. 119 S. 157 Erw. 4 mit Hinweis),
| |
dass hingegen der obsiegenden Partei eine Parteientschädigung zusteht (Art. 159 Abs. 2 in Verbindung mit Art. 135 OG),
| |
dass das Gesuch um unentgeltliche Verbeiständung im letztinstanzlichen Verfahren damit gegenstandslos wird,
| |
dass die Parteientschädigung zu Lasten des Kantons Thurgau geht, da der Gegenpartei im Verfahren um die Bewilligung oder Verweigerung der unentgeltlichen Rechtspflege keine Parteistellung zukommt (BGE 109 Ia 11 Erw. 5; SVR 1996 UV Nr. 40 S. 124 Erw. 4 mit Hinweis),
| |
erkennt das Eidg. Versicherungsgericht:
| |
1.
| |
In Gutheissung der Verwaltungsgerichtsbeschwerde wird der Entscheid der AHV/IV-Rekurskommission des Kantons Thurgau vom 23. Oktober 2002 aufgehoben und der Beschwerdeführerin für das Verfahren vor dieser Instanz die unentgeltliche Verbeiständung gewährt.
| |
2.
| |
Es werden keine Gerichtskosten erhoben.
| |
3.
| |
Der Kanton Thurgau hat der Beschwerdeführerin für das Verfahren vor dem Eidgenössischen Versicherungsgericht eine Parteientschädigung von Fr. 1000.- zu bezahlen.
| |
4.
| |
Dieses Urteil wird den Parteien, der AHV/IV-Rekurskommission des Kantons Thurgau, dem Bundesamt für Sozialversicherung und der Ausgleichskasse des Kantons Thurgau zugestellt.
| |
Luzern, 12. September 2003
| |
Im Namen des Eidgenössischen Versicherungsgerichts
| |
Der Präsident der II. Kammer: Der Gerichtsschreiber:
| |
© 1994-2020 Das Fallrecht (DFR). |