BGer 2C_198/2020 | |||
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BGer 2C_198/2020 vom 23.12.2021 | |
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2C_198/2020 |
Urteil vom 23. Dezember 2021 |
II. öffentlich-rechtliche Abteilung | |
Besetzung
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Bundesrichter Seiler, Präsident,
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Bundesrichterin Aubry Girardin,
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Bundesrichter Donzallaz,
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Bundesrichterin Hänni,
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Bundesrichter Beusch,
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Gerichtsschreiber Seiler.
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Verfahrensbeteiligte | |
1. A.________,
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2. B.________,
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3. C.________,
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Beschwerdeführer,
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alle drei vertreten durch Rechtsanwältin Xenia Christensen,
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gegen
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Gemeinde Leukerbad, Lichtenstrasse 29, 3954 Leukerbad, vertreten durch Rechtsanwalt Marco Eyer.
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Gegenstand
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Kurtaxen (Ferienwohnungen), Beschwerde gegen das Kurtaxenreglement der Munizipalgemeinde Leukerbad vom 1. Januar 2020,
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Beschwerde gegen die Homologation des Kurtaxenreglementes der Gemeinde Leukerbad des Staatsrats des Kantons Wallis vom 31. Januar 2020.
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Sachverhalt: |
A. | |
A.a. Nach dem Gesetz über den Tourismus des Kantons Wallis vom 9. Februar 1996 (TG/VS; SGS 935.1) haben die Gemeinden namentlich in Zusammenarbeit mit den örtlichen Tourismusbeteiligten die Leitlinien der örtlichen Tourismuspolitik zu erarbeiten und die Umsetzung der Leitlinien zu überwachen (Art. 7 Abs. 1 lit. a TG/VS). Weiter obliegt ihnen, die touristische Ausstattung und Entwicklung auf ihrem Gebiet zu fördern (lit. b) und die Tourismustaxen zu erheben (lit. c). Das Gesetz kennt drei Formen kommunaler Tourismustaxen, nämlich die Kurtaxe (Art. 17 ff.), die Beherbergungstaxe (Art. 23 ff.) und die Tourismusförderungstaxe (Art. 27 ff.), die von den Gemeinden anstelle der Beherbergungstaxe erhoben werden kann. Die Gemeinden können die Kurtaxe entweder effektiv (nach der tatsächlichen Zahl der Tage bzw. Nächte) oder pauschal erheben. Falls die Gemeinde den pauschalen Bezug vorsieht, so ist die Kurtaxenpauschale auf der Grundlage objektiver Kriterien zu berechnen. Zu beachten ist von Gesetzes wegen insbesondere der durchschnittliche Belegungsgrad der entsprechenden Beherbergungsform einschliesslich der gelegentlichen Vermietung (Art. 21 Abs. 3 bis TG/VS in der Fassung vom 8. Mai 2014, in Kraft seit 1. Januar 2015). Der Kurtaxenertrag dient namentlich zur Finanzierung eines Informations- und Reservationsdienstes, der Animation am Ort und der Erstellung und dem Betrieb von Anlagen, die dem Tourismus, der Kultur und dem Sport dienen (Art. 22 TG/VS).
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A.b. Am 17. Dezember 2015 verabschiedete die Gemeindeversammlung der Munizipalgemeinde Leukerbad/VS auf Antrag des Gemeinderates ein neues Kurtaxenreglement (KTR/LB). Zur Kurtaxe liess sich dem Reglement entnehmen, dass die Eigentümer bzw. Dauermieter von Ferienwohnungen die Kurtaxe mittels einer Jahrespauschale zu entrichten hatten (Art. 4 Abs. 2). Mit der Jahrespauschale waren alle Übernachtungen im entsprechenden Objekt, einschliesslich der gelegentlichen Vermietung, abgegolten (Art. 4 Abs. 3). Gemäss Art. 5 Abs. 1 lit. b KTR/LB betrug die Kurtaxe je Übernachtung für Ferienwohnungen einheitlich Fr. 6.--. Die Jahrespauschale für Ferienwohnungen erfuhr in Art. 6 KTR/LB folgende weitere Regelung:
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"1 Die Jahrespauschale wird je Objekt und abgestuft nach dessen Grösse erhoben.
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2 Sie beträgt für Ferienwohnungen in Leukerbad auf der Grundlage des Kurtaxenansatzes gemäss Art. 5 Abs. 1 lit. b und des durchschnittlichen Belegungsgrades der entsprechenden Unterkunftskategorie von 60 Tagen:
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a) für Wohnungen bis und mit 2½ Zimmer (in der Regel zwei Betten = Faktor 2) : Fr. 720.--;
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b) für Wohnungen bis und mit 3½ Zimmer (in der Regel vier Betten = Faktor 4) : Fr. 1'440.--;
| 6 |
c) für Wohnungen bis und mit 4½ Zimmer und grösser (in der Regel sechs Betten = Faktor 6) : Fr. 2'160.--."
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A.c. Der Staatsrat des Kantons Wallis homologierte das Reglement am 20. April 2016. Dies wurde im Amtsblatt des Kantons Wallis vom 6. Mai 2016 veröffentlicht. Das Reglement trat am 1. Mai 2016 in Kraft.
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A.d. Mit Urteil 2C_519/2016 vom 4. September 2017 hiess das Bundesgericht Beschwerden gegen das KTR/LB teilweise gut. Es hob Art. 6 Abs. 2 KTR/LB insofern auf, als er einen durchschnittlichen Belegungsgrad von 60 Tagen vorsah und wies die Beschwerde im Übrigen ab, soweit darauf einzutreten war.
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A.e. Infolge des Urteils 2C_519/2016 vom 4. September 2017 fasste der Gemeinderat Leukerbad an der Sitzung vom 18. September 2017 den Beschluss, Art. 6, 7 und 8 KTR/LB abzuändern. Art. 6 KTR/LB sollte nun folgendermassen lauten:
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"Art. 6 Jahrespauschale für Ferienwohnungen
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1 Die Jahrespauschale wird je Objekt und abgestuft nach dessen Grösse erhoben.
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2 Sie beträgt für Ferienwohnungen in Leukerbad auf der Grundlage des Kurtaxenansatzes gem. Art. 5 Abs. 1 lit. b) und des durchschnittlichen Belegungsgrades der entsprechenden Unterkunftskategorie von 50 Tagen
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a) für Wohnungen bis und mit 2½ Zimmer (in der Regel 2 Betten = Faktor 2) CHF 600.00
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b) für Wohnungen bis und mit 3½ Zimmer (in der Regel 4 Betten = Faktor 4) CHF 1'200.00
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c) für Wohnungen bis und mit 4 ½ Zimmer und grösser (in der Regel 6 Betten = Faktor 6) CHF 1'800.00."
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Die Abänderung wurde von der Urversammlung der Gemeinde Leukerbad am 10. Oktober 2017 angenommen. Zudem wurde aufgrund einer Auflage des Staatsrats des Kantons Wallis in Art. 14 KTR/LB vorgesehen, dass die Änderung der Art. 6, 7 und 8 am 1. Januar 2018 befristet bis zum 31. Dezember 2019 und unter Vorbehalt der Genehmigung durch den Staatsrat des Kantons Wallis in Kraft gesetzt werde. Der Staatsrat des Kantons Wallis homologierte das KTR/LB in der geänderten Fassung an seiner Sitzung vom 29. November 2017.
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B. | |
Am 20. Dezember 2019 ersuchte der Gemeinderat der Gemeinde Leukerbad den Staatsrat des Kantons Wallis um die definitive Homologation des KTR/LB, mithin also um die Streichung der Befristung in Art. 14 KTR/LB. Dazu reichte der Gemeinderat verschiedene Daten ein, um den Art. 6 KTR/LB zugrunde gelegten durchschnittlichen Belegungsgrad zu untermauern. Der Staatsrat homologierte die Änderung an seiner Sitzung vom 22. Januar 2020 und publizierte dies im Amtsblatt des Kantons Wallis vom 31. Januar 2020.
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C. | |
A.________ (Beschwerdeführer 1), B.________ (Beschwerdeführer 2) und der C.________ (Beschwerdeführer 3) gelangen mit Beschwerde vom 28. Februar 2020 an das Bundesgericht und beantragen, Art. 4 Abs. 2 und Art. 6 Abs. 2 KTR/LB 2020 seien aufzuheben.
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Der Staatsrat des Kantons Wallis hat auf eine Stellungnahme verzichtet. Die Munizipalgemeinde Leukerbad schliesst auf Abweisung der Beschwerde, soweit darauf einzutreten sei. Die Beschwerdeführer replizieren und reichen eine ergänzende Stellungnahme ein. Die Munizipalgemeinde Leukerbad dupliziert.
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Erwägungen: |
1. | |
1.1. Die Beschwerde richtet sich gegen das KTR/LB und damit gegen einen kommunalen Erlass (Art. 82 lit. b BGG). Hat der betreffende Kanton - wie vorliegend der Kanton Wallis für rein fiskalische Erlasse (vgl. Urteile 2C_860/2019 vom 22. März 2021 E. 1.2; 2C_1147/2016 vom 8. Oktober 2018 E. 1.2, 2C_519/2016 vom 4. September 2017 E. 1.2.2) - kein kantonales abstraktes Normkontrollverfahren vorgesehen, kann der kommunale oder kantonale Erlass direkt beim Bundesgericht angefochten werden (Art. 87 Abs. 1 BGG).
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1.2. Anfechtungsobjekt ist zwar nur der Erlass und nicht die Homologation als selbständiger organisatorischer Hoheitsakt im Rahmen der politischen Rechte (BGE 138 I 171 E. 3.3.1; Urteile 2C_756/2015 vom 3. April 2017 E. 1.3.1, nicht publ. in BGE 143 I 272; 2C_947/2019 vom 13. Februar 2020 E. 1.3.1; 2C_519/2016 vom 4. September 2017 E. 1.3.1). Für den Fristenlauf ist jedoch diejenige Veröffentlichung des angefochtenen Erlasses massgeblich, durch welche das Gesetzgebungsverfahren förmlich abgeschlossen wird (BGE 142 I 99 E. 1.3; 133 I 286 E. 1; Urteil 2C_519/2016 vom 4. September 2017 E. 1.2.3). Das KTR/LB bedurfte der Homologation durch den Staatsrat des Kantons Wallis; diese Homologation wurde am 22. Januar 2020 erteilt und am 31. Januar 2020 im kantonalen Amtsblatt veröffentlicht (vgl. oben Sachverhalt B.). Dadurch wurde das Gesetzgebungsverfahren auf Erlass des KTR/LB förmlich abgeschlossen und der Fristenlauf im Sinne von Art. 101 BGG ausgelöst. Die am 28. Februar 2020 bei der Post aufgegebene Beschwerde erweist sich als rechtzeitig.
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1.3. Im Verfahren der abstrakten Normenkontrolle überprüft das Bundesgericht die Vereinbarkeit der angefochtenen Bestimmungen mit übergeordnetem Recht (BGE 143 I 272 E. 2.1). Richtet sich wie hier die abstrakte Normenkontrolle gegen eine Teilrevision eines Erlasses, können grundsätzlich nur die damit geänderten oder neu aufgenommenen Bestimmungen angefochten werden. Bestimmungen, die nicht verändert wurden, können nur geprüft werden, sofern ihnen im Rahmen der Partialrevision des Erlasses eine gegenüber ihrem ursprünglichen Gehalt veränderte Bedeutung zukommt bzw. sie durch die Gesetzesrevision in einem neuen Licht erscheinen und dem Beschwerdeführer dadurch Nachteile entstehen (BGE 146 I 83 E. 1.1; 142 I 99 E. 1.4; 135 I 28 E. 3.1.1; 122 I 222 E. 1b/aa).
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1.3.1. Die Beschwerdeführer fechten Art. 4 Abs. 2 KTR/LB an. Diese Bestimmung hatte das Bundesgericht im Urteil 2C_519/2016 vom 4. September 2017 nicht aufgehoben. Sie wurde in der Folge nicht mehr geändert. Es ist auch nicht ersichtlich, dass sie infolge der Änderung der Art. 6, 7 und 8 sowie 14 KTR/LB gegenüber früheren Fassungen einen neuen Gehalt oder einen geänderten Rechtssinn aufwiese. Auf die Beschwerde kann nicht eingetreten werden, soweit sie sich gegen Art. 4 Abs. 2 KTR/LB richtet.
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1.3.2. Anders verhält es sich bezüglich Art. 6 Abs. 2 KTR/LB. Zwar wurde diese Bestimmung bereits infolge des bundesgerichtlichen Urteils 2C_519/2016 vom 4. September 2017 mit Beschluss des Gemeinderates vom 18. September 2017, angenommen durch die Urversammlung am 10. Oktober 2017, abgeändert (vgl. oben Sachverhalt A.e). Der Staatsrat homologierte diese Änderung aber nur unter der Auflage, dass die Gemeinde bis zum 31. Dezember 2019 eine neue Auslastungsberechnung einreiche. Dementsprechend beschränkte die Gemeinde in Art. 14 KTR/LB den zeitlichen Geltungsbereich von Art. 6 KTR/LB vorerst auf den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2019. Die Anpassung von Art. 14 KTR/LB, welche der Staatsrat im Januar 2020 homologierte, verleiht Art. 6 KTR/LB einen neuen Regelungsgehalt, da die Begrenzung seines zeitlichen Geltungsbereichs wegfällt. Dieser neue Regelungsgehalt wirkt sich zum Nachteil von Eigentümern von Ferienwohnungen aus. Die Beschwerde dagegen ist zulässig.
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1.4. | |
1.4.1. Damit auf die Beschwerde der Beschwerdeführer 1 und 2 eingetreten werden kann, müssen sie durch den angefochtenen Erlass besonders berührt sein und ein schutzwürdiges Interesse rechtlicher oder tatsächlicher Natur an seiner Aufhebung haben (Art. 89 Abs. 1 lit. b und c BGG). Nach der Rechtsprechung ist ein Beschwerdeführer von einem Erlass besonders berührt, wenn er von der angefochtenen Regelung früher oder später einmal mit einer minimalen Wahrscheinlichkeit unmittelbar betroffen sein wird (virtuelles Berührtsein; BGE 145 I 26 E. 1.2; 141 I 36 E. 1.2.3). Als nicht ortsansässige Eigentümer von Grundstücken in der Gemeinde sind die Beschwerdeführer 1 und 2 für ihre Eigennutzung selbst kurtaxenpflichtig und haben gegebenenfalls als Beherberger unter subsidiärer Haftung die Kurtaxe einzukassieren; sie sind durch den angefochtenen Erlass hinreichend berührt (vgl. Urteile 2C_860/2019 vom 22. März 2021 E. 1.3; 2C_519/2016 vom 4. September 2017 E. 1.4.3). Sie haben ein schutzwürdiges Interesse an der Aufhebung von Art. 6 Abs. 2 KTR/LB, der ihre Abgabenlast erhöht, und sind folglich zur Beschwerde legitimiert.
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1.4.2. Der Beschwerdeführer 3 macht geltend, er führe die Beschwerde im Interesse seiner Mitglieder. Nach der Rechtsprechung kann ein als juristische Person konstituierter Verband mittels Beschwerde die Interessen seiner Mitglieder geltend machen, wenn es sich um solche handelt, die er nach seinen Statuten zu wahren hat, die der Mehrheit oder doch einer Grosszahl seiner Mitglieder gemeinsam sind und zu deren Geltendmachung durch Beschwerde jedes dieser Mitglieder befugt wäre (BGE 142 II 80 E. 1.4.2; 136 II 539 E. 1.1 mit Hinweisen). Die Mitglieder des als Verein (Art. 60 ff. ZGB) konstituierten Beschwerdeführers 3 sind Eigentümer von Zweitwohnungen in der Gemeinde und wären folglich selbst gleich wie die Beschwerdeführer 1 und 2 zur Beschwerde legitimiert. Gemäss seinen Statuten bezweckt der Beschwerdeführer 3 die Wahrnehmung der Interessen seiner Mitglieder gegenüber Behörden und setzt er sich insbesondere für angemessene Steuern ein. Er erfüllt somit die erwähnten Voraussetzungen und ist zur Beschwerde befugt.
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1.5. Die Beschwerde genügt den formellen Anforderungen (Art. 42 BGG). Auf die Beschwerde ist - mit Vorbehalt des in E. 1.3.1 Ausgeführten - einzutreten.
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2. | |
2.1. Das Bundesgericht wendet das Recht zwar grundsätzlich von Amtes wegen an (Art. 106 Abs. 1 BGG), doch untersucht es unter Berücksichtigung der allgemeinen Begründungspflicht der Beschwerde (Art. 42 Abs. 1 und Abs. 2 BGG) grundsätzlich nur die geltend gemachten Rügen, es sei denn, die rechtlichen Mängel lägen geradezu auf der Hand (BGE 142 I 99 E. 1.7.1). Die Begründung muss nicht ausdrücklich die angeblich verletzten Rechtsnormen oder Prinzipien bezeichnen und auch nicht zutreffend, aber doch sachbezogen sein und erkennen lassen, dass und weshalb nach Auffassung des Beschwerdeführers Recht verletzt ist (BGE 140 III 86 E. 2; 139 I 306 E. 1.2; 138 I 217 E. 3.1).
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Die Verletzung von Grundrechten und von kantonalem (einschliesslich kommunalem) und interkantonalem Recht prüft das Bundesgericht in jedem Fall nur, falls eine solche Rüge in der Beschwerde überhaupt vorgebracht und ausreichend begründet worden ist (qualifizierte Rüge- und Begründungspflicht gemäss Art. 106 Abs. 2 BGG; BGE 140 IV 57 E. 2.2; 137 II 305 E. 3.3). Wird keine Verfassungsrüge erhoben, kann das Bundesgericht eine Beschwerde selbst dann nicht gutheissen, wenn eine Verfassungsverletzung tatsächlich vorliegt (BGE 141 I 36 E. 1.3; 139 I 229 E. 2.2). Ob ein angefochtener kantonaler oder kommunaler Erlass anderes höherrangiges Recht - so namentlich kantonales Verfassungsrecht, das nicht unter die verfassungsmässigen Rechte fällt, oder andere kantonale und kommunale Gesetze und Rechtsverordnungen - verletzt, prüft das Bundesgericht lediglich unter dem Gesichtspunkt des Verstosses gegen verfassungsmässige Rechte (BGE 142 V 94 E. 1.3). Die Prüfung erfolgt insbesondere unter dem Aspekt der Verletzung des Willkürverbots (Art. 9 BV; BGE 142 V 513 E. 4.2). Das Bundesgericht hebt ein kantonales Gesetz oder eine kantonale bzw. kommunale Rechtsverordnung in allen Fällen nur auf, falls sich die Norm jeder verfassungs- und völkerrechtskonformen Auslegung entzieht, nicht jedoch bereits, wenn sie einer solchen in vertretbarer Weise zugänglich bleibt (BGE 143 I 272 E. 2.5.1; 138 I 321 E. 2; 137 I 77 E. 2).
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2.2. Das vorliegende bundesgerichtliche Normenkontrollverfahren ist, angesichts der fehlenden kantonalen Verfassungsgerichtsbarkeit in abgaberechtlichen Angelegenheiten, ein erstinstanzliches Verfahren (Art. 87 Abs. 1 BGG). Das Bundesgericht erhebt somit den Sachverhalt in Anwendung des Bundesgesetzes vom 4. Dezember 1947 über den Bundeszivilprozess (BZP; SR 273) selbst (Art. 55 Abs. 1 BGG), wobei es sich insbesondere auf die von den Verfahrensparteien eingereichten Beweismittel, amtliche Verlautbarungen und notorische Tatsachen stützt und diese einer freien Beweiswürdigung unterzieht (Urteile 2C_860/2019 vom 22. März 2021 E. 1.6; 2C_519/2016 vom 4. September 2017 E. 1.5.5).
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3. | |
Die Beschwerdeführer rügen in erster Linie, dass die Erhebung des durchschnittlichen Belegungsgrades gemäss Art. 6 Abs. 2 KTR/LB fehlerhaft und damit willkürlich sei. Namentlich habe sich die Gemeinde dafür auf unzureichende Daten gestützt.
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3.1. Nach Art. 21 Abs. 3bis TG/VS können die Gemeinden eine pauschale Erhebung der Kurtaxe vorsehen. Diese Pauschale haben sie auf der Grundlage objektiver Kriterien zu berechnen. Dabei haben die Gemeinden den durchschnittlichen Belegungsgrad der entsprechenden Beherbergungsform einschliesslich der gelegentlichen Vermietung zu beachten.
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3.2. Im Urteil 2C_519/2016 vom 4. September 2017 hielt das Bundesgericht fest, dass sich der ursprünglich in Art. 6 Abs. 2 KTR/LB genannte durchschnittliche Belegungsgrad von 60 Übernachtungen im Lichte der damals vorliegenden statistischen Daten nicht halten liess. Aus diesen Daten ergab sich nämlich eine durchschnittliche Belegung der Ferienwohnungen (vermietet oder selbst genutzt) von lediglich 46 Übernachtungen. Da es eine gewisse "Dunkelziffer" an nicht gemeldeten Übernachtungen für wahrscheinlich hielt, bezeichnete das Bundesgericht die Annahme einer durchschnittlichen Belegung von 50 Übernachtungen als "zweifellos haltbar" (vgl. Urteil 2C_519/2016 vom 4. September 2017 E. 3.6.11).
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3.3. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3.3.1. Für die Ermittlung des durchschnittlichen Belegungsgrades stützte sich die Gemeinde auf Daten, die sie im Zeitraum vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. September 2019 mittels der Applikation FERATEL gesammelt hatte. Die Gemeinde verwendet diese Applikation für die Ausstellung der Gästekarte "Leukerbad Card Plus", mit welcher Gäste diverse Leistungen und Vergünstigungen beziehen können. Zu diesem Zweck haben die Gäste bzw. die Beherbergungsbetriebe durch manuelle Eingabe die Gültigkeitsdauer der Gästekarte zu bestimmen, wobei die Gästekarte für maximal 20 Tage ausgestellt wird. Insgesamt wurden auf diesem Weg 645'918 Übernachtungen registriert. Nach Abzug der Übernachtungen, die auf Hotels, Ferienlager und Camping (236'364) und auf vermietete Ferienwohnungen (264'860) entfielen und die zusätzlich mittels Meldescheine nachgewiesen waren, resultierte für die Ferienwohnungen, die selbst genutzt oder dauerhaft vermietet werden, ein Saldo von 144'694 Übernachtungen. Die Anzahl Betten in Ferienwohnungen (7'598) ermittelte die Gemeinde mithilfe des eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregisters. Da sämtliche Eigentümer, die ihre Wohnungen vermieten, der Tourismusförderungstaxe unterliegen, war der Gemeinde die Zahl der vermieteten Wohnungen bekannt (1'262). Indem sie diese Zahl mit der durchschnittlichen Anzahl von Betten pro Wohnung ("Bettenfaktor"; 2.62) multiplizierte, gelangte die Gemeinde zur Anzahl vermieteter Betten (3'380). Die übrigen Betten (7'598 - 3'380 = 4'218) mussten sich also in ausschliesslich selbst genutzten bzw. dauergemieteten Ferienwohnungen befinden. Auf dieser Basis resultierten schliesslich Durchschnittsbelegungen von 78.4 Übernachtungen pro Bett für vermietete Ferienwohnungen (einschliesslich gelegentlich vermietete Ferienwohnungen), 34.4 Übernachtungen pro Bett für selbst genutzte oder dauerhaft vermietete Ferienwohnungen und über alle Ferienwohnungen gesehen ein Durchschnitt von 53.9 Übernachtungen pro Bett.
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